So wappnen Sie sich gegen Knocheschwund


Die Welt

Der Knochen bricht schneller, die Wirbelsäule ist nicht mehr wie früher: Eine Osteoporose trifft vor allem ältere Menschen. Vermeiden lässt sich das kaum – wohl aber nach hinten verschieben. Von Eva Neumann

Gehäufte Knochenbrüche und Verformungen der Wirbelsäule sind typische Merkmale von Osteoporose. Die im Volksmund Knochenschwund genannte Erkrankung kann die Lebensqualität erheblich verringern. Und sie kann jeden erwischen. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland rund acht Millionen Betroffene.

"Durch Vorbeugemaßnahmen kann man die Krankheit zwar nicht verhindern, aber man kann sie aufschieben", sagt Birgit Eichner, Präsidentin desBundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose in Düsseldorf. Prävention kann an all den Faktoren ansetzen, die an den lebenslänglichen Umbauprozessen in den Knochen beteiligt sind.

In den Knochen werden ständig abgenutzte Zellen durch neue ersetzt. Dabei werden in den ersten drei Lebensjahrzehnten Knochenmasse, -dichte und -struktur erhöht. Spätestens ab dem 40. Lebensjahr übersteigt dann der Abbau den Aufbau. Diese Umwandlungsprozesse werden durch Hormone, Vitamine und Botenstoffe gesteuert. Beteiligt sind Kalzium und Vitamin D. Und die Beanspruchung der Knochen spielt eine Rolle.

Bei Männern zehn Jahre später

Der Osteoporose-Risikofaktor Alter ist bei jedem Menschen gegeben. Durch den Einfluss der Hormone kommt als zweiter Risikofaktor das Geschlecht hinzu. Professor Heide Siggelkow, Vorsitzende des Dachverbandes Osteologie, verweist auf die Patientenzahlen: In der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen erkranken 32 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer, bei den Über-75-Jährigen seien es 48 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer. "Insgesamt tritt Osteoporose bei Männern rund zehn Jahre später auf als bei Frauen." Zu den weiteren Risikofaktoren gehören neben genetischer Veranlagung diverse Medikamente etwa gegen Rheuma, Asthma oder Depressionen.

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So funktioniert eine Knochendichtemessung
Je höher das individuelle Risiko ist, umso wichtiger ist es, frühzeitig vorzubeugen. Die erste Säule ist die Ernährung – genauer: die ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D. Der Mineralstoff Kalzium verleiht den Knochen Festigkeit und Härte. Doch nur mithilfe von Vitamin D kann der Körper im Darm das Kalzium aus der Nahrung aufnehmen. Außerdem hilft Vitamin D bei der Einlagerung von Kalzium in den Knochen (Mineralisierung).

"Täglich sollte man in unseren Breiten 1000 Milligramm Kalzium und 1000 Einheiten Vitamin D zu sich nehmen", rät Professor Christian Kasperk vom wissenschaftlichen Beirat des Kuratoriums Knochengesundheit. Da der Körper von beiden Stoffen keine Vorräte anlegen kann, müssen sie kontinuierlich zugeführt werden. Gute Kalziumlieferanten sind Milch, Joghurt und Hartkäse sowie grüne Gemüse wie Grünkohl und Brokkoli.

Eine halbe Stunde am Tag in die Sonne

Ein Viertel der zugeführten Kalziummenge ist für den Körper verwendbar – wenn die Aufnahme im Darm optimal läuft. Das dafür notwendige Vitamin D kann zumindest zum Teil ebenfalls aus der Nahrung stammen, nämlich aus Fisch. Doch das alleine reicht nicht. Die zweite Quelle ist die Eigenproduktion des Körpers: Die Haut kann eine Vorstufe von Vitamin D bilden, wenn sie von den UV-B-Strahlen der Sonne belichtet wird. "Um die Vitamin-D-Versorgung sicherzustellen, ist es wichtig, die Haut mindestens eine halbe Stunde täglich ungeschützt unter freiem Himmel der Sonne auszusetzen", sagt Kasperk.

Diese Fähigkeit der Haut verringert sich im Alter, besonders bei Frauen. Sie können den Vitamin-D-Haushalt durch Ergänzungsmittel verbessern. Auch im lichtarmen Winter ist das eine Möglichkeit. Vor übermäßigem Eifer warnt Kasperk jedoch: "Wir wissen nicht, ab welcher Vitamin-D-Dosis negative Nebenwirkungen wie erhöhter Blutdruck, Nebennierensteine oder gar Herzrhythmusstörungen auftreten. Mit 1000 bis 3000 Einheiten Vitamin D pro Tag ist man jedoch auf der sicheren Seite."

Was in der Theorie einfach klingt, bedeutet für die Betroffenen oft einschneidende Veränderungen der Mahlzeiten. Eichner berichtet, sie habe früher viel mehr deftige Fleischgerichte gegessen. Heute zieht sie grünes Gemüse und Salat vor.

Stürze vermeiden

Der nächste große Baustein im Vorbeugeprogramm heißt Bewegung. "Unsere Knochen reagieren auf die Muskelfunktion. Je ausgeprägter die Muskelfunktion ist, umso besser ist das für Knochenmasse und -stabilität", erläutert Siggelkow. Den Verlust von beidem könne man in Grenzen halten, indem man die Knochen belaste. "Die zweite wichtige Funktion von Bewegung ist Sturzvermeidung. Nur wenn die Muskeln bis zur Leistungsgrenze belastet werden, bleibt die Muskelmasse auch in der Tiefe erhalten."

Allerdings ist nicht jede Bewegung gleich gut für die Knochen. "Der Stoffwechsel in den Knochen wird durch Stoßbelastungen, gegen die Schwerkraft gerichtete Bewegungen stimuliert. Alles, was schlecht ist für die Gelenke – beispielsweise Ballsportarten –, ist gut für die Knochen", erklärt Kasperk.

Genau diese Aktivitäten bergen mit zunehmendem Alter aber ein erhöhtes Sturzrisiko. "Irgendwann bleibt nur forciertes Gehen übrig. Ein bis zwei Stunden oder auch 10.000 bis 20.000 Schritte am Tag sollten es schon sein." Eichner empfiehlt ergänzend sanfte Gymnastik, um die Rücken- und Bauchmuskulatur zu stärken.

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