Arzneimittel: Schwere Hautreaktionen neigen zur Wiederholung
aerzteblatt.de
Toronto – Einige Menschen haben möglicherweise eine Prädisposition zu lebensgefährlichen Hautreaktionen. Laut einer Studie im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2014; doi: 10.1001/jama.2014.839) erkranken nicht weniger als 7 Prozent aller Patienten, die ein Stevens-Johnson Syndrom (SJS) oder eine toxische epidermale Nekrolyse (TEN) überlebt haben, im späteren Leben ein weiteres Mal.
Beim SJS und seiner Maximalversion TEN kommt es einer Immunreaktion gegen Haut und Schleimhäute, die zu Nekrosen oder zu blasigen Ablösungen der Epidermis führt. Aufgrund der hohen Letalität gehören SJS und TEN zu den am meisten gefürchteten Arzneimittelreaktionen, sie können aber auch im Rahmen von Krebserkrankungen auftreten.
Mit einer Inzidenz von 1,0 bis 7,2 Fällen pro Million Personenjahre sind SJS und TEN extrem selten. Umso überraschender war für Yaron Finkelstein vom Hospital for Sick Children in Toronto, dass von 581 Patienten, die zwischen April 2002 und März 2011 im kanadischen Teilstaat Ontario ein SJS oder TEN überlebten, 42 in den Folgejahren ein zweites Mal wegen der gleichen lebensgefährlichen Komplikation hospitalisiert wurden. Acht Patienten (1,4 Prozent) erlitten sogar mehrfache „Rezidive“.
Finkelstein schätzt, dass für Patienten mit SJS oder TEN das Risiko einer erneuten Hautkomplikation um den Faktor 1.000 höher ist als bei anderen Personen. Die „Rezidive“ traten median nach 315 Tagen auf. Männliches Geschlecht, ländliche Herkunft sowie die Behandlung in einem Lehrkrankenhaus waren die wichtigsten Risikofaktoren. Jüngere Patienten scheinen eher gefährdet zu sein als Erwachsene. SJS und TEN treten häufig bereits im Kindesalter auf. In der kanadischen Kohorte war jeder 5. bis 6. Patient unter 18 Jahre alt.
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