Adjuvante Exemestan-Behandlung schützt junge Brustkrebs­patientinnen effektiver vor Rezidiv als Tamoxifen



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Chicago – Welche endokrine Therapie bei prämenopausalen Mammakar­zinompatien­tinnen mit hormonrezeptorpositiven Tumoren ein Rezidiv nach Operation und eventuell auch (neo)adjuvanter Chemotherapie am effektivsten verhindern kann und welche Bedeutung dabei der Suppression der Ovarialfunktion zukommt, wird international seit langem diskutiert.
Ein Standard bisher ist das Antiöstrogen Tamoxifen für mindestens fünf Jahre. Nun ergibt sich aus der bislang größten Analyse der Daten von 4.690 Frauen aus zwei Studien (TEXT und SOFT) mit einer Brustkrebsdiagnose vor Beginn der Menopause: Der Aroma­taseinhibitor Exemestan schützt effektiver vor einem Rezidiv als Tamoxifen und ist damit eine weitere Option in dieser Indikation.

Die aktuelle Studie wurde von derAmerican Society of Clinical Oncology (ASCO) als „Meilenstein“ bezeichnet und während einer Plenarsitzung bei der 50. Jahrestagung in Chicago diskutiert. Zeitgleich erschien die Vollpublikation im New England Journal of Medicine (doi: 10.1056/NEJMoa1404037). Basis der Auswertung sind die von der International Breast Cancer Study Group (IBCSG) initiierten Studien TEXT- und SOFT – beides randomisierte Phase-III-Untersuchungen mit vergleichbaren Einschlusskriterien, wie die Erstautorin der Publikation Olivia Pagani vom Ospedale San Giovanni in Bellinzona (Schweiz) für das IBCSG-Konsortium berichtete.Voraussetzung für die Exemestangabe ist eine medikamentöse Suppression der Ovarial­funktion oder die Entfernung der Eierstöcke oder eine Bestrahlung der Ovarien, die ebenfalls irreversibel bezüglich der Ovarialfunktion ist. Aromatasehemmer werden bislang vor allem bei postmenopausalen Patientinnen angewendet worden, da ihre Anwendung niedrige Östrogenspiegel erfordert.
In die TEXT-Studie (Tamoxifen and Exemestan Trial) wurden 2.672 prämenopausale Frauen mit invasivem, hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom mindestens 12 Wochen nach erfolgreicher Tumorresektion (keine Resterkankung) randomisiert in eine Gruppe, die fünf Jahre Tamoxifen plus Suppression der Ovarialfunktion erhielt und eine zweite Gruppe, die mit Exemestan plus Suppression der Ovarialfunktion behandelt wurde, jeweils für fünf Jahre.
In die SOFT-Studie (Suppression of Ovarian Function Trial) wurden 3.066 Brustkrebs­patientinnen aufgenommen, ebenfalls mindestens 12 Wochen postoperativ. Die drei­armige Studie hatte zusätzlich zu den beiden Gruppen aus der TEXT-Studie einen Arm mit Tamoxifen ohne Suppression der Ovarialfunktion. Medikamentös erfolgte die Suppression in beiden Studien mit dem Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonisten Triptorelin ein Mal pro Monat i.m.

Das Durchschnittsalter der Patientinnen (beide Studien) betrug 43 Jahre, bei 42 Prozent waren Lymphknoten befallen, bei 36 Prozent die Primärtumoren größer als zwei Zentimeter. Das mediane Follow-up betrug 5,7 Jahre. Für die Auswertung standen komplette Daten von 4690 Teilnehmerinnen zur Verfügung.
Das krankheitsfreie Überleben lag nach fünf Jahren bei 91,1 Prozent unter Exemestan plus Suppression der Ovarialfunktion versus 87,3 Prozent unter Tamoxifen plus Suppression der Ovarialfunktion. Die Hazard Ratio (HR) für ein Rezidiv, ein sekundäres invasives Karzinom oder Tod betrug 0,72 und entspricht einer relativen Risikoreduktion um 28 Prozent (95-%-Konfidenzintervall (KI) 0,60 – 0,85; p < 0,001).
Ohne detektierbares Mammakarzinom waren unter Exemestan nach fünf Jahren 92,8 Prozent und 88,8 Prozent unter Tamoxifen (HR für Rezidiv 0,66; 95-%-KI 0,55 – 0,80; p < 0,001). Das Gesamtüberleben unterschied sich nicht zwischen den Gruppen: Mehr als 96 Prozent waren nach fünf Jahren am Leben.
1.996 Patientinnen aus beiden Studien hatten sich zusammen mit den behandelnden Ärzten gegen eine Chemotherapie entschieden. Das Fünf-Jahresüberleben in diesen Gruppen betrug unter Tamoxifen 94,6 Prozent und unter Exemestan 97,6 Prozent. „Dieses Ergebnis belegt, dass die endokrine Therapie alleine für einen Teil der Patientinnen ein hocheffektiver Schutz vor einem Rezidiv sein kann mit einer exzellenten Prognose“, sagte Pagani.
Die unerwünschten Effekte von Exemestan entsprächen den von Aromataseinhibitoren bei postmenopusalen Frauen bekannten, Grad 3/4-Nebenwirkungen waren vergleichbar häufig. „Unter dem Aspekt der Lebensqualität der Frauen wurde kein Vorteil einer Substanz gegenüber der anderen beobachtet“, sagte Pagani.
Exemestan plus Suppression der Ovarialfunktion ist für prämenopausale Patientinnen mit hormorezeptorpositivem Mammakarzinom eine evidenzenbasierte neue Option“, bestätigte die Kommentatorin der Studie Nancy E Davidson, Professorin für Onkologie am Pittsburgh Cancer Institute in Pittsburgh, das Fazit von Pagani in der Plenarsitzung beim ASCO. Allerdings seien die Beobachtungszeiten noch vergleichsweise kurz, es könnten sich über einen längeren Zeitraum noch Unterschiede im Gesamtüberleben oder der Toxizität ergeben, die Frage nach möglichen Langzeitdifferenzen sei also noch offen.

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