85 Prozent der Deutschen bewegen sich zu wenig


Die Welt

Noch in dieser Legislaturperiode soll es kommen, das Präventionsgesetz. Damit würde die Politik dem Einzelnen helfen, den inneren Schweinehund häufiger und dauerhafter zu überwinden.

Noch in dieser Legislaturperiode soll es endlich kommen, das Präventionsgesetz. "100-prozentig", versicherte Ingrid Fischbach, Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, Hermann Gröhe (CDU), bei der Veranstaltung "Deutschland bewegt sich". Nach mehreren Anläufen in der Vergangenheit könnten damit Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten, zur Früherkennung und zur allgemeinen Gesundheitsförderung endlich gesetzlich verankert werden.

Die Gesundheitskosten seien in einer immer älter werdenden Gesellschaft beachtlichen Dynamiken unterworfen, sagte Fischbach auf der von der "Welt" in Kooperation mit der Barmer GEK initiierten Veranstaltung mit zahlreichen Experten aus dem Gesundheitssektor. Und Prävention spare Kosten. Mit einem Präventionsgesetz würden Krankenkassen verpflichtet werden, mehr als bisher in die Prävention zu investieren, etwa, indem sie mehr Vorsorgeuntersuchungen als bisher kostenfrei anbieten.

Und auch Arbeitgeber würden mehr in die Pflicht genommen werden. Prävention am Arbeitsplatz sollte so wichtig sein, dass sie auf Vorstandsebene implementiert wird, ergänzte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Gesunde Mitarbeiter seien motivierter, und sie leisteten auch mehr. "Deswegen muss das in jedem Betrieb heute Thema sein." Daneben würden Angebote zur Gesundheitsförderung im Alltag der Menschen, etwa in Kindergärten und Schulen, entwickelt werden. Sport müsse an den Schulen einen höheren Stellenwert bekommen, so Müller. Er spricht sich außerdem dafür aus, das Fach Ernährungswissen in allen deutschen Schulen zu verankern.

Sich regelmäßig bewegen und ausgewogen essen – mehr braucht es eigentlich nicht für einen gesunden Ausblick ins Leben. Dass die Politik dabei aber helfen muss, zeigen aktuelle Zahlen zum Stand der Gesundheit der Deutschen. "85 Prozent der Deutschen bewegen sich zu wenig", berichtete der Sportwissenschaftler Ingo Froböse aus Köln. 2,5 Stunden pro Woche wären ideal. Für die meisten scheint das utopisch zu sein.

1,2 Millionen Europäer sterben an zu wenig Bewegung


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Lange Bürotage, mit dem Auto hin und zurück, abends vor dem Fernseher sitzen, so sieht der Alltag vieler aus. Dazu kommt eine unausgewogene Ernährung. Die Folge: 53 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer in Deutschland sind übergewichtig. 1,2 Millionen Menschen sterben in Europa jährlich an den Folgen des Bewegungsmangels, so Froböse. "Bewegungsmangel ist das zweite Rauchen, so kann man es insgesamt beschreiben. Es ist dramatisch."

Denn ein ständiger Mangel an Bewegung erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, Gicht und andere Volkskrankheiten. Rund sechs Millionen Menschen leiden derzeit an Diabetes, zunehmend auch Kinder, 5000 sind es in Deutschland derzeit. Dabei profitiert selbst wer schon erkrankt ist noch von Bewegung: Diabetiker brauchen mit Sport im Alltag weniger Medikamente, Stoffwechselstörungen lassen sich leichter in den Griff bekommen, bei Depressiven kann Bewegung gar manchmal ein Antidepressivum ersetzen.

"Wir wissen, dass wer sich regelmäßig bewegt, sogar mit einer Tumorerkrankung besser umgeht", sagte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK. Selbst Arzt und seit 20 Jahren im Gesundheitswesen tätig, hat er mit der Initiative "Deutschland bewegt sich" rund 35 Millionen Menschen zum Aktivsein motivieren können. Sport im Alltag der Menschen zu verankern müsse langfristig besser gelingen, sagte er.

Froböse ergänzte: Bewegung müsse Spaß machen – nur so halte man auf Dauer durch. Und auch Heike Drechsler, die 1992 und 2000 Olympiasiegerin im Weitsprung wurde, sagt, jede Bewegung sei besser als gar keine. Wer nicht auf 2,5 Stunden pro Woche komme, brauche nicht aufzugeben. Auch Alltagsbewegungen seien gut: Treppe-Steigen und Dehnübungen im Büro etwa. "30 Minuten am Tag sollte jeder seine Bewegung wenigstens haben – und man fühlt sich einfach besser."

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