Viele Alltagschemikalien stören die Spermienfunktion



aerzteblatt.de

Bonn – Viele Konservierungsstoffe, UV-Blocker, Weichmacher und andere Alltagschemi­kalien stören die Spermienfunktion und könnten mitverantwortlich sein für Fruchtbar­keits­störungen. Das berichtet eine deutsch-dänische Forschergruppe des Center of Advanced European Studies and Research (Forschungszentrum caesar) in Bonn und des Rigshospitalet in Kopenhagen in der Fachzeitschrift EMBO reports (doi 10.15252/embr.201438869).
Die Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von „endocrine disrupting chemicals“. Diese fänden sich unter anderem in Lebensmitteln, Plastikflaschen, Textilien, Haushaltsprodukten, Kosmetika und Spielzeug.
Die Arbeitsgruppe untersuchte die Wechselwirkung zwischen rund 100 Substanzen und einem Ionenkanal, der die Kalzium-Konzentration in Spermien kontrolliert. Etwa 30 davon stören laut der Studie den Kalzium-Haushalt der Spermien, darunter Bestandteile von Sonnenschutzmitteln wie 4-Methylbenzylidencampher (4-MBC), der Kunststoff-Weich­macher Di-n-butylphthalat (DnBP) sowie das antibakteriell wirkende Triclosan, das in Zahnpasta und Kosmetika enthalten ist.

Bei Konzentrationen, die man auch im menschlichen Körper findet, öffnen die Substanzen den sogenannten CatSper-Kanal und Kalzium strömt in die Zelle. Dieser Eingriff in den Kalzium-Haushalt ändert das Schwimmverhalten der Spermien und führt dazu, dass Enzyme freigesetzt werden, die Spermien normalerweise helfen, die schützende Hülle der Eizelle zu durchdringen.
Die Chemikalien imitieren laut den Forschern die Wirkung von Progesteron und Prostaglandinen und führen dazu, dass Spermien weniger empfindlich auf diese Hormone reagieren. „Die Substanzen könnten die Navigation der Spermien hin zur Eizelle stören oder die Spermien daran hindern die Eihülle zu durchdringen“, so ihr Fazit.
Die EU-Kommission überprüft derzeit Richtlinien über Grenzwerte für endocrine disrupting chemicals. „Unsere Arbeit liefert nun wissenschaftliche Belege, die helfen, neue Richtlinien zu erarbeiten”, sagte der Studienleiter Timo Strünker vom Forschungszentrum caesar in Bonn.    hil
http://www.caesar.de/  |  Forschungszentrum caesar in Bonn

0 comentarios :

Publicar un comentario