Ruhrgebiet hat die größte Lungenkrebsgefahr




Die Welt

Lungenkrebs ist eine der häufigsten Tumorarten. Zwar wird intensiv daran geforscht, doch die lange Zeit zwischen Belastung und Erkrankung macht es den Wissenschaftlern schwer, Ursachen zu finden.



Der Lungenkrebs – auch als Bronchialkarzinom bekannt – ist eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen des Menschen und wird weltweit entsprechend intensiv erforscht. Will man statistische Daten erheben und vergleichen, erweist sich oft die "Latenzzeit" als Problem.
Denn natürlich folgt eine Lungenkrebserkrankung nicht unmittelbar auf eine Belastung mit Asbest, Feinstaub oder Tabakrauch. Oft vergehen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Dann können sich die Lebensgewohnheiten und -bedingungen eines Patienten geändert haben. Die Fahndung nach den Ursachen der oft tödlich verlaufenden und schwer therapierbaren Krankheit ist deshalb besonders schwierig und steht immer unter wissenschaftlichem Vorbehalt.
Anlässlich des Weltnichtrauchertages hat nun die Evangelische Lungenklinik Berlin erstmals repräsentative Daten zu Lungenkrebs-Neuerkrankungen in Bundesländern und kreisfreien Großstädten über 100.000 Einwohner erhoben.
Ruhrgebiet führend

Die Grundlage dafür sind die zwölf regionalen epidemiologischen Krebsregister in Deutschland, in denen Erkenntnisse über Auftreten und Häufigkeit aller Krebserkrankungen, ihre Verteilung nach Alter, Geschlecht und Wohnort der Patienten festgehalten werden.

Großstädte mit den meisten Lungenkrebs-Diagnosen
Foto: Infografik Die Welt
Großstädte mit den meisten Lungenkrebs-Diagnosen
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Lungenkrebs?! Ach was!

Im Vergleich zu anderen Städten findet sich Berlin sowohl bei männlichen wie bei weiblichen Patienten auf einem Platz im Mittelfeld wieder. Bei den Männern ist es der 30. Rang der 66 Städte umfassenden Liste, bei den Frauen der 24. Rang. Angeführt wird die Liste von Städten aus dem Ruhrgebiet wie Gelsenkirchen, Herne, Bottrop oder Dortmund.
"Insgesamt werden 15 beziehungsweise 16 der ersten 20 Ränge von Metropolen aus dem Ruhrgebiet angeführt", heißt es in der Studie: "Die NRW-Dominanz wird einzig von Trier unterbrochen, das im Ranking der Männer einen Top-10-Rang und bei den Frauen sogar die bundesweite Höchstrate aufweist.
Die niedrigsten Werte erreichen hingegen Erlangen (Männer) und Dresden (Frauen). Als einzige Millionenstadt liegt München im unteren Mittelfeld, während Köln, Berlin und Hamburg jeweils Raten über dem Bundesdurchschnitt aufweisen."
Rauchen und Luftverschmutzung spielen eine Rolle

Professor Christian Grohé, Chefarzt für Pneumologie an der Evangelischen Lungenklinik Berlin, erklärt mögliche Hintergründe: "Die Ursachen könnten im Rauchverhalten und der Luftverschmutzung liegen, beides tritt in Städten und Industrieregionen verstärkt auf. Und gerade die Kombination von Tabakkonsum und Feinstaubbelastung erhöht das Lungenkrebsrisiko noch einmal um ein Vielfaches."
Dies ist auch zu bedenken, wenn man sich die Ergebnisse für die Berliner Bezirke genauer ansieht. So erreicht Mitte mit durchschnittlichen Erkrankungsraten von 91 von 100.000 Männern beziehungsweise 47 von 100.000 Frauen die Spitzenwerte der Hauptstadt. Das sind fast 40 Prozent mehr als in Treptow-Köpenick.
Menschen mit höherem Einkommen rauchen eher nicht

Die Gründe hierfür exakt zu analysieren scheitert am genannten Latenzzeit-Phänomen. Den Studienautoren zufolge hat es etwas damit zu tun, dass es in einem Zentralbezirk wie Mitte viel mehr Kohleöfen gebe und das Verkehrsaufkommen weit größer sei als in einem weniger stark besiedelten Randbezirk wie Treptow-Köpenick.
Hinzu komme die soziale Zusammensetzung der Bezirke: In Ortsteilen wie Moabit oder Wedding, die zu Mitte gehören, korreliert ein niedrigeres Durchschnittseinkommen und ein niedrigerer Bildungsstand mit einem höheren Tabakkonsum.
Was aber ist mit den einschneidenden Änderungen im Rauchverhalten, die wir in den letzten Jahren erlebt haben? Was ist mit dem Rauchverbot in zahlreichen Restaurants und Gaststätten, in Büroräumen und öffentlichen Gebäuden? Wie wirkt die zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung für die Folgen der Belastung durch Feinstaub? Auch hier verhindert der Latenzeffekt verbindliche Aussagen – noch.
Männer erkranken heute seltener

Die Autoren der Studie notieren, dass "in frühestens 20 Jahren mit einem sichtbaren Effekt zu rechnen" sei. Allerdings: "Ob die demografische Entwicklung mit der zunehmenden Alterung der Patienten und der damit vermehrten Entwicklung von Krebserkrankungen diesen Trend aufbrauchen wird, muss beobachtet werden."
Eine der wenigen positiven Botschaften der Studie: Während bei den Frauen die Zahl der Neuerkrankungen im Jahrestrend steigt, erweist sie sich bei den Männern nun als rückläufig. Offenbar sind hier schon erste Effekte der gesundheitlichen Aufklärungsarbeit der letzten 20 Jahre wahrzunehmen. Denn ein simpler Fakt kann keinem Nikotinabhängigen erspart bleiben: 51,5 Prozent aller Lungenkrebspatienten sind Raucher, 38,9 Prozent ehemalige Raucher und nur 9,5 Prozent haben nie geraucht.

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